Studie zur Zukunft der Informationsgesellschaft veröffentlicht
Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft stellten am 5. November in Berlin die internationale Studie „Zukunft und Zukunftsfähigkeit der Informations- und Kommunikationstechnologien und Medien“ vor. Rund 550 IKT-Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft wurden zu wesentlichen Entwicklungen ihrer Branchen für die kommenden zwanzig Jahre befragt.
Die Kernbotschaften der Delphistudie sind:
(1) Die zunehmende Digitalisierung geht mit einer weiteren Durchdringung aller Lebensbereiche mit Informations- und Kommunikationstechnologien einher und verändert unsere Informationsgesellschaft umfassend und nachhaltig.
(2) Akzeptanz und Vertrauen der Menschen im Umgang mit IKT sind die Grundlage der Entwicklung einer modernen und offenen Informationsgesellschaft.
(3) Leistungsfähige Kommunikationsnetze sind Voraussetzung für eine wettbewerbsfähige
Informationsgesellschaft.
(4) Die mobile Nutzung des Internets verändert die Informationsgesellschaft und schafft neue, eigenständige Anwendungsfelder.
(5) Die dynamische Entwicklung der IKT-Basistechnologien hat umfassende Auswirkungen auf viele Schlüsselindustrien der deutschen Wirtschaft und auf die Mediennutzung.
Medienkompetenz stärken – Digitale Spaltung überwinden
Spätestens in zehn Jahren werden über 95 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland, Europa und den USA das Internet regelmäßig nutzen. Der Überwindung der Digitalen Spaltung gilt in Deutschland besondere Aufmerksamkeit: Die Bundesbürger verfügten im internationalen Vergleich noch nicht über genügende Kompetenzen im Umgang mit den neuen Technologien und Medien. „Politik und Wirtschaft sollten die Fertigkeiten der Bürger im Umgang mit dem Internet und mit digitalen Daten gezielt fördern. Dies wird sowohl die Akzeptanz der IKT insgesamt erhöhen als auch das Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit den neuen Technologien schärfen“, sagte Robert A. Wieland, Geschäftsführer von TNS Infratest. Medienkompetenz wird nach Ansicht der befragten Experten auch im Arbeitsumfeld der Menschen immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Mobiles Internet gehört ab 2015 zum Alltag
Ab dem Jahr 2015 werden in Deutschland mehr Menschen das Internet regelmäßig über mobile Endgeräte als über stationäre Computer nutzen. Zukunftsweisende Applikationen sind vor allem Navigations-, Ortungs- und Lokalisierungssysteme, Communities, Assistenten sowie die visuelle Darstellung von umfeldbezogenen Informationen (Augmented Reality). Die Weiterentwicklung flächendeckender, mobiler Breitbandtechnologie werde eine stimulierende Wirkung auf alle Bereiche der Wirtschaft haben.
IKT – Impulsgeber für die deutsche Wirtschaft
Die Delphistudie zeigt, dass IKT in den kommenden Jahren vor allem in den zentralen deutschen Branchen Automobil, Automatisierung und Maschinenbau, Energie, Medien und im Gesundheitssektor als Wachstumsbeschleuniger und Innovationstreiber wirken wird. Die Wirtschafts- und Technologiepolitik der kommenden Jahre müsse den Technologietransfer und die Technologieentwicklung in und zwischen den Wirtschaftssektoren gezielt stimulieren, so die Verfasser. Damit könnten neue, international wettbewerbsfähige Geschäftsmodelle entstehen, Nachhaltigkeit wirksam unterstützt und der CO2-Ausstoß reduziert werden.
Treiber für den Automobil- und Transportsektor
Auch auf den Automobil- und Transportsektor werden laut Expertenbefragung IKT-Innovationen starken Einfluss nehmen. Erwartet wird ein hohes Potenzial neuer Systeme für die Fahrzeugkommunikation, für die Verminderung der Unfallzahlen und für die Stauvermeidung. Ab 2015, so die Studie, wird das Internet auf Deutschlands Straßen der zentrale Kommunikationszugang für fahrtrelevante Informationen, wie Routenplanung, Verkehrsinformationen und Gefahrenwarnung sein.
Veränderte Mediennutzung
Spätestens 2024 wird das Internet das Unterhaltungsmedium Nummer 1 in Deutschland sein. Dennoch wird die demokratische Meinungsbildung weiterhin durch die öffentlich-rechtliche Rundfunkversorgung sichergestellt werden. Ab dem Jahr 2020 sei es für die Mediennutzer in Deutschland normal, ein und denselben Medieninhalt über verschiedene Träger zu nutzen – so werden zum Beispiel Zeitungsartikel auf dem mobilen Endgerät, Fernsehsendungen auf dem PC oder Internetinhalte auf dem Fernseher genutzt. Zeitungen und Zeitschriften würden nach Expertenansicht durch neue Medien ergänzt und in ihrer Nutzung konvergent erweitert. Danach wird es auch in den kommenden Jahrzehnten Zeitungen und Zeitschriften in Deutschland ganz klassisch auf Papier geben und nicht nur digital im Internet. Für über die Hälfte der Internetnutzer in Deutschland, Europa und den USA gehört es nach Expertenauffassung im Jahr 2015 zur Normalität, für den Abruf professionell erstellter Medieninhalte aus dem Internet, wie etwa Filme, elektronische
Zeitungen und Zeitschriften oder Musik, zu bezahlen.
Zur Studie „Zukunft und Zukunftsfähigkeit der IKT und Medien“
Die Studie „Zukunft und Zukunftsfähigkeit der IKT und Medien“ wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie als offizielles Projekt des Nationalen IT-Gipfel-Prozesses unterstützt. Über 550 hochrangige internationale Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik haben 2009 in einer wissenschaftlich fundierten, international angelegten Delphimethode 144 Zukunftsszenarien zu thematischen Schwerpunkten der IKT und Medien für die kommenden 20 Jahre eingeschätzt und deren Relevanz bewertet.
Handlungsempfehlungen für Politik und Wirtschaft
Die Herausgeber der Studie – Münchner Kreis, EICT, Deutsche Telekom und TNS Infratest – wollen mit den Ergebnissen eine breite gesellschaftliche Diskussion über die Bedeutung und zukünftige Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologien und Medien anregen. Aus den Befragungsergebnissen leiten die Herausgeber zentrale Handlungsempfehlungen für Politik und Wirtschaft ab. Unterstützt wurde die Studie durch Siemens, Vodafone, Focus, VDE, SAP, Alcatel-Lucent Stiftung und IBM.
Weitere Informationen
Internationale Delphi-Studie 2030 als PDF-Download (circa 18 MB)
http://www.muenchner-kreis.de/zukunftsstudie/