IT und Internet als kritische Infrastruktur: Handlungsbedarf für Staat und Verwaltung
Eine gemeinsame interdisziplinäre Studie des Lorenz von Stein-Instituts für Verwaltungswissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), der Goethe-Universität Frankfurt und des Fraunhofer-Instituts für Offene Kommunikationssysteme FOKUS in Berlin, die unter Förderung des ISPRAT e. V. (Interdisziplinäre Studien zu Politik, Recht, Administration und Technologie) entstand, warnt jetzt davor: die ansteigende internetbasierte Vernetzung von Systemen, auf deren Funktionieren Staat, Gesellschaft, Wirtschaft und der Einzelne angewiesen sind, macht moderne, technisierte Informationsgesellschaften immer anfälliger. Die wachsende Bedeutung von IT-Infrastrukturen muss bei Diskussionen um gefährdete Infrastrukturen unbedingt berücksichtigt werden, so eine Erkenntnis der Studie.
Wesentliche Teile der Kommunikationsinfrastruktur des Internets sind einem unmittelbaren Zugriff des Staates entzogen. Sie werden durch private Unternehmen im In- und Ausland beherrscht. Damit ist die von vielen Nutzerinnen und Nutzern wie selbstverständlich vorausgesetzte Integrität und Sicherheit keineswegs gegeben. Im Unterschied zu den herkömmlichen Infrastrukturen sind IT und Internet also nicht nur physischen Bedrohungen durch Zerstörung ausgesetzt, sondern auch durch mögliche Angriffe „von innen“ gefährdet. „Die vielfältigen Abhängigkeiten von und innerhalb der Informations- und Kommunikationstechnik lassen dramatische Folgen für das Gemeinwohl in den Bereich des Vorstellbaren rücken, wenn es zu einem flächendeckenden Ausfall dieser Infrastrukturen käme“, erklärt Professor Utz Schliesky, Vorstand des Lorenz-von-Stein-Instituts und Mitherausgeber der Studie. Die derzeit bestehenden Schutzmechanismen reichen bei Weitem nicht aus – weder, um einem solchen Szenario effektiv vorzubeugen, noch, um den Folgen angemessen zu begegnen.
Die Studie „IT und Internet als kritische Infrastruktur – vernetzte Sicherheit zum Schutz kritischer Infrastrukturen“ fasst die Ergebnisse eines vom ISPRAT e. V. geförderten Forschungsprojekts zusammen. Den Wissenschaftlern der beteiligten Forschungseinrichtungen ist es dabei gelungen, sich dem Thema aus interdisziplinärer Perspektive zu nähern. Die Analyse konnte nach einer Untersuchung der Rahmenbedingungen einerseits die Einordnung bestimmter IT-Systeme und Komponenten, auf denen das Internet basiert, als kritische Infrastrukturen belegen, andererseits denkbare Handlungsfelder skizzieren. Aus dem Befund der Studie folgt ein klarer Handlungsauftrag an Staat und Verwaltung, die zum Schutz kritischer Infrastrukturen verpflichtet sind.
Die Dokumentation dieser ersten Forschungsergebnisse erschien als Diskussionsbeitrag zur Cebit 2014 und ist im Volltext auf der Homepage des Lorenz-von-Stein-Instituts www.lorenz-von-stein-institut.de abrufbar. Die Druckfassung erschien als Band 19 der Reihe „Schriften zur Modernisierung von Staat und Verwaltung“ im Verlag des Lorenz-von-Stein-Instituts.
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