DiWiSH auf Delegationsreise: Estonia zeigt, wie Digitalisierung in der Verwaltung funktioniert – eine Inspiration für Schleswig-Holstein
Von Hauke Berndt, 1. Vorsitzender der Digitalen Wirtschaft Schleswig-Holstein
In der letzten Woche hatte ich die Gelegenheit, eine Delegationsreise nach Estland anzutreten, begleitet von Minister Dirk Schrödter und der Staatssekretärin Julia Carstens. Drei spannende Tage in Tallinn eröffneten uns einen einzigartigen Blick auf eines der weltweit führenden digitalen Länder – und auf das, was wir in Deutschland noch erreichen können. Neben mir waren auch mehrere Mitgliedsunternehmen unseres Netzwerks, der Digitalen Wirtschaft Schleswig-Holstein, mit an Bord – alles digitale, fortschrittliche Unternehmen, die ebenfalls das Potenzial dieser Reise erkannt haben.
Pragmatismus und klare Vision: Die Erfolgsfaktoren Estlands
Estland hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten zu einem Paradebeispiel für digitale Transformation entwickelt. E-Residency, digitale Identitäten und papierlose Verwaltung sind keine Zukunftsvisionen, sondern Realität. Diese digitale Zeitreise durch die estnische Verwaltung hat mir die Augen geöffnet – Estland lebt die Digitalisierung, und zwar mit Überzeugung.
Ein wesentlicher Grund für den Erfolg Estlands liegt in einer außergewöhnlichen Mischung aus Pragmatismus und einer klaren, gemeinsamen Vision. Die estnische Verwaltung ist von Anfang an auf Geschwindigkeit und Effizienz ausgelegt. Hier zählt nicht der Perfektionismus, sondern die pragmatische Frage: „Was bringt uns der Aufwand, wenn es der Gesellschaft und den Bürgern nichts bringt?“ Selbst Tools wie Office365 oder Teams sind in der öffentlichen Verwaltung längst angekommen. Und sie sind nicht nur da, um mit der digitalen Welt Schritt zu halten – sie sind ein Schlüssel zu einer flexiblen und effizienten Verwaltung.
Öffentliche Verwaltung und Wirtschaft im Einklang
Darüber hinaus haben Estland und seine Unternehmen ihre digitale Agenda nie als isolierte Aufgabe verstanden. Die enge Zusammenarbeit von Staat und Privatwirtschaft – von der Regierung bis hin zu den Tech-Unternehmen – zeigt, wie eine geteilte Vision für Digitalisierung fruchten kann. Es war beeindruckend, die einheitlichen Präsentationen und Strategien beider Sektoren zu sehen. Hier ist kein Unterschied zwischen der öffentlichen Verwaltung und der Wirtschaft erkennbar – beide ziehen an einem Strang.
Digitale Infrastruktur neu denken: Estlands wegweisendes System
Besonders hervorzuheben ist der beeindruckende Schritt Estlands, seine digitale Infrastruktur von Grund auf neu zu bauen. Der Aufbau eines interoperablen Systems wie X-Road ermöglicht es, verschiedene Systeme nahtlos miteinander zu verbinden und den Bürgern durch digitale Lösungen echten Mehrwert zu bieten.
Führung durch Taten: Wie Estland digitale Transformation lebt
Die Führung in Estland zeigt, dass der Weg zur digitalen Verwaltung nicht nur von politischen Entscheidungen abhängt, sondern auch von einer klaren, umsetzbaren Strategie. Taimar Peterkop, der estnische Staatssekretär, lebt diesen Wandel – er ist nicht nur ein Berater, sondern ein Vordenker und ein Praktiker. In Estland wird nicht nur über Digitalisierung gesprochen, sondern sie wird tatsächlich vorgelebt.
Schleswig-Holstein kann von Estland lernen: Die Chancen der digitalen Transformation
Was können wir also in Schleswig-Holstein und Deutschland von Estland lernen? Die Antwort liegt auf der Hand: Wir brauchen nicht nur technische Lösungen, sondern eine digitale Kultur, die schnell denkt, agil handelt und die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten fördert. Die digitale Transformation ist machbar – wenn wir den richtigen Mindset, die nötige Führung und die richtigen Partnerschaften haben.
Estland hat es vorgemacht. Lassen Sie uns auch in Schleswig-Holstein die nötigen Schritte gehen – gemeinsam, pragmatisch und entschlossen. Wenn wir uns dieser Herausforderung stellen, werden wir den digitalen Wandel nicht nur erleben, sondern aktiv gestalten.
Ich danke allen, die diese Reise möglich gemacht haben, und den Partnern in Estland für ihre herzliche Gastfreundschaft und die wertvollen Einblicke. Es war eine Reise, die ich nicht so schnell vergessen werde.