Verkehrswende auf dem Land
Forschungsprojekt REAKT-Data untersucht autonomen On-Demand-Verkehr auf der Schiene
Die ADDIX GmbH aus Kiel und das Institut für Informatik der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel in Kooperation mit dem Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT) haben mit dem Kick-Off das geförderte mFUND-Projekt REAKT Data gestartet. Hierfür dient die 17 Kilometer lange stillgelegte Bahnstrecke zwischen Bad Malente-Gremsmühlen und Lütjenburg in Schleswig- Holstein mitsamt der darauf stattfindenden Draisinenvermietung der Naturpark-Draisine Holsteinische Schweiz als Reallabor. Das Projekt REAKT-Data wird im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND mit insgesamt 199.640 Euro durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert und ist bis Januar 2025 angesetzt.
Für das Gelingen einer Mobilitätswende benötigt der ländliche Raum ein attraktiveres Mobilitätsangebot mit realen Alternativen zum motorisierten Individualverkehr. In REAKT-Data untersuchen die Projektpartner, ob hierfür stillgelegte Bahnstrecken Lücken in der Mobilitätskette schließen können und wie erfasste Daten mitsamt dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz dabei einen sicheren und effizienten Betrieb gewährleisten. Dazu zählen u.a. die Entwicklung KI-basierter Vorhersage- und Planungstools sowie Konzepte zur Kollisionsvermeidung auf Grundlage von Sensorik. Die Arbeitsgruppe ‚Real-Time and Embedded Systems‘ des Instituts für Informatik der Christian- Albrechts-Universität zu Kiel unter Leitung von Prof. von Hanxleden bringt dabei wissenschaftliche Expertise und aktuelle Forschungserkenntnisse ein. Als Industriepartner baut die ADDIX GmbH auf ihren Erfahrungen mit Data Supply Chains im Smart City Bereich auf und erweitert diese nun um den Bereich des Schienenverkehrs.
Angesichts der wachsenden Herausforderungen, denen ländliche Gemeinden hinsichtlich Mobilität und Nachhaltigkeit gegenüberstehen, bietet die Umfunktionierung bestehender Infrastruktur eine echte Chance. Um als Alternative zum PKW bestehen zu können, müssen allerdings die einzelnen Glieder einer integrierten Mobilitätskette aufeinander abgestimmt und miteinander vernetzt werden. Hierzu forschen die Projektpartner, welche Fahrzeug- und Umgebungsdaten für einen sicheren und zuverlässigen Betrieb autonomer On-Demand- Verkehre auf der Schiene notwendig sind und wie diese Daten für KI-gestützte Vorhersagemodelle zu Verspätungen und Auslastungen genutzt werden können. Darüber hinaus wird die Funknetzstabilität analysiert, um eine ständige Verbindung zwischen den Fahrzeugen und nach außen zu gewährleisten. Abschließend werden die Bedürfnisse sowie das Informations- und Mobilitätsverhalten verschiedener Nutzergruppen ermittelt, so dass ein möglichst nahtloser Umstieg auf andere Verkehrsträger ermöglicht wird.
Über das Förderprogramm mFUND des BMDV
Im Rahmen des Förderprogramms mFUND unterstützt das BMDV seit 2016 Forschungs- und Entwicklungsprojekte rund um datenbasierte digitale Innovationen für die Mobilität 4.0. Die Projektförderung wird ergänzt durch eine aktive fachliche Vernetzung zwischen Akteuren aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Forschung und die Bereitstellung von offenen Daten auf der Mobilithek. Weitere Informationen finden Sie unter www.mfund.de.
Über das REAKT-Projekt
Das Projekt REAKT Data ist ein Teil der umfassenden Forschungsinitiative REAKT, welche unter Federführung der Christian-Albrecht-Universität zu Kiel mitsamt zahlreichen Hochschulen und Unternehmen die Bahnstrecke Bad Malente-Gremsmühlen – Lütjenburg als Reallabor nutzt. REAKT Data ist in diesem Kontext das erste aus Bundesmitteln geförderte Projekt. Forschung zu On- Demand-Verkehren (also nach Bedarf ausgelösten individuellen Fahrten ohne Fahrplan) auf der Schiene ist im herkömmlichen Schienennetz nur sehr schwer möglich, daher bietet hier das REAKT-Reallabor einzigartige optimale Rahmenbedingungen.