Rückblick: Delegationsreise USA 2023
Wir hatten die große Ehre, an der Delegationsreise nach Boston und Silicon Valley vom 04.06. bis 10.06. teilzunehmen. Mit dabei waren Ministerpräsident Daniel Günther, Digitalisierungsminister Dirk Schrödter, Staatssekretärin Julia Carstens und eine 50-köpfigen Delegation aus Politikern, Wissenschaftlern und Unternehmern. Ziel der Reise war es, Erkenntnisse und Erfahrungen im Bereich der Digitalisierung und künstlichen Intelligenz zu sammeln und die Zusammenarbeit mit führenden Unternehmen und Institutionen zu stärken. Von DiWiSH waren Teil der Delegation: Dr. Hauke Berndt (1. Vorsitzender DiWiSH e.V. und ppi media), Dr. Johannes Ripken (Clusterleiter DiWiSH Clustermanagement, WTSH), Björn Schwarze (Addix, Fachgruppenleiter Smart City), Prof. Dr. Stefan Fischer (2. Vorsitzender DiWiSH Beirat) sowie folgende Unternehmer von mehreren DiWiSH Mitgliedern: Torsten Koss (Dataport), Knut Nicholas Krause (knk Business Software), Hauke Brauer (P-Labor), Jan Wendt (north.io), Thomas Ewoldt und Hans-Jürgen Rösler (The Bay Areas, EUROCON) und Werner Kässens (Kieler Wirtschaftsförderung).
Organisiert wurde die Reise von der Staatskanzlei, dem NGIO (Northern Germany Innovation Office) und der WTSH.
Im Folgenden gibt es einen Rückblick auf die Reise und einige wichtige Erkenntnisse.
Die Reise begann mit dem Besuch des Unternehmens Factorial Inc., einem vielversprechenden Batterien-Startup. Obwohl das Unternehmen noch kein Produkt auf dem Markt hatte, beeindruckte es uns mit seinen Experimenten und Modellierungen für die Batterieproduktion. Besonders interessant war die Anwendung von künstlicher Intelligenz für die Simulation und den digitalen Zwilling, um chemische Prozesse zu testen. Wir diskutierten auch über Predictive Maintenance für Batterien und die Bedeutung des Zugangs zu grüner Energie bei der Standortwahl für Unternehmen. Hier konnte Schleswig-Holstein als Standort stark punkten und bekam auch reichlich argumentative Unterstützung aus Reihen der Delegationsmitglieder.
Ein weiterer wichtiger Besuch führte uns zum Johnson & Johnson Innovation Center, wo wir einen Einblick in das Engagement des Unternehmens im Bereich der digitalen Gesundheit und künstlichen Intelligenz erhielten. Wir erfuhren mehr über die Aufgaben, den Standort und die Organisation des Zentrums und hatten die Möglichkeit, Beispiele für das Engagement von Johnson & Johnson in Unternehmen kennenzulernen. Dieser Besuch verdeutlichte uns die Bedeutung von Innovation und Zusammenarbeit im Gesundheitssektor sowie die enge Zusammenarbeit mit dem MIT vor Ort.
Am MIT-IBM Watson AI Lab erhielten wir Einblicke in die verschiedenen Phasen der künstlichen Intelligenz und die neuesten Entwicklungen auf diesem Gebiet. Es wurden auch einige Produkte präsentiert, die auf künstlicher Intelligenz basieren, wie zum Beispiel "Synderalla", das bestehende personenbezogene Daten so synthetisiert, dass diese nicht mehr auf Personen zurückzuführen sind. Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch des MIT City Science Media Lab, wo wir beeindruckende Smart City Visualisierungen erlebten und deren Potenzial für die Stadtplanung und Ereignissimulationen erkannten.
Unser Gespräch mit dem German Accelerator und Iuvando Health war ebenso sehr spannend. Wir erfuhren, dass der German Accelerator vom Bundeswirtschaftsministerium finanziert wird und verschiedene Coaching- und Mentoring-Programme anbietet, die bisher in Schleswig-Holstein nahezu unbekannt sind. Hier können wir für Schleswig-Holstein viel zukünftig tun, um mit internationalem Fokus gecoacht zu werden.
Ein weiterer Höhepunkt der Reise war der Besuch des Plug and Play Tech Center im Silicon Valley, einem führenden Startup-Ökosystem. Hier konnten wir hautnah miterleben, wie Startups und Investoren beim Plug and Play Summer Summit zusammenkommen, um Innovationen voranzutreiben. Dieser Besuch zeigte uns die Dynamik und Innovationskraft des Silicon Valley und die Bedeutung eines starken Ökosystems für die Entwicklung von Startups.
Es folgte der Besuch der University of California, San Francisco (UCSF), wo wir einen Einblick in die transnationale Forschung und Anwendungsfälle von künstlicher Intelligenz im medizinischen Für KI in der medizinischen Bildgebung wurde hier mit einer Live-Schalte ins nächtliche Kiel eine tolle Kooperation der UCSF und CAU Kiel gelauncht.
Ein paar kritische Kommentare sollte der Rückblick allerdings auch beinhalten:
Ein kritischer Aspekt, der während der Delegationsreise nach San Francisco deutlich wurde, sind die gesellschaftlichen Herausforderungen, mit denen die Region zu kämpfen hat. Insbesondere die hohe Obdachlosigkeit und die damit verbundenen sozialen Probleme sind offensichtlich und besorgniserregend. Die enormen Lebenshaltungs- und Wohnkosten haben zu einer Kluft zwischen Arm und Reich geführt und stellen eine enorme Belastung für viele Menschen dar.
In diesem Zusammenhang können wir das gesellschaftliche System in Deutschland loben. Trotz seiner eigenen Herausforderungen bietet Deutschland ein soziales Sicherheitsnetz, das die Grundbedürfnisse der Bürger abdeckt und für ein gewisses Maß an sozialer Gerechtigkeit sorgt. Das deutsche System der sozialen Absicherung, das einen fairen Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und sozialer Unterstützung gewährleistet, ist ein wichtiges Fundament für eine stabile und gerechte Gesellschaft.
Während wir uns inspirieren lassen können von der Innovationskraft und Dynamik des Silicon Valley, sollten wir auch die gesellschaftlichen Herausforderungen und Ungleichheiten, die mit dem rapiden technologischen Fortschritt einhergehen können, im Blick behalten. Es ist wichtig, dass wir als Gesellschaft darauf achten, dass die Vorteile des technologischen Wandels allen zugutekommen und niemand zurückgelassen wird. Der kritische Blick auf diese Herausforderungen kann uns dabei helfen, das Beste aus beiden Welten zu vereinen - innovative Technologien und ein sozial gerechtes Gemeinwesen.
Was nehmen wir für die DiWiSH und für Schleswig-Holstein mit?
Aus Sicht von DiWiSH, dem Verband/Cluster für die Digitale Wirtschaft in Schleswig-Holstein, haben wir während der Delegationsreise nach Boston und Silicon Valley wichtige Erkenntnisse gewonnen. Hier sind einige davon:
Schleswig-Holstein kann sich im Bereich der Digitalisierung und künstlichen Intelligenz international behaupten: Die Teilnehmer der Delegation haben gezeigt, dass wir in Schleswig-Holstein über eine hochkompetente und innovative Expertengemeinschaft verfügen, die in der globalen Technologielandschaft eine wichtige Rolle spielt. Unsere Unternehmen und Forschungseinrichtungen haben gezeigt, dass sie auf dem Gebiet der grünen Energie und des Gesundheitswesens führend sind und sich nicht vor internationaler Konkurrenz verstecken müssen.
Aufbau von Ökosystemen als Game Changer: Die Reise hat gezeigt, dass der Aufbau von Ökosystemen mit klarem Fokus auf bestimmte Bereiche ein Game Changer für eine Region sein kann. Boston und Silicon Valley haben erfolgreich Ökosysteme geschaffen, die Unternehmen, Startups, Forschungseinrichtungen und Investoren zusammenbringen und Innovationen fördern. Dieses Modell sollten wir uns als Inspiration nehmen und überlegen, welche Ökosysteme wir in Schleswig-Holstein entwickeln können.
Stärkere Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Wirtschaft
Die Reise hat deutlich gemacht, dass starke Hochschulen essentiell für das Entstehen von erfolgreichen Ökosystemen sind. Die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und der Wirtschaft sollte weiter gestärkt werden, um den Austausch von Wissen, Innovationen und Talenten zu fördern. DiWiSH wird sich weiter dafür einsetzen, dass diese Zusammenarbeit intensiviert wird und konkrete Projekte entstehen.
Unterstützung von Startups im internationalen Kontext
Der Besuch des German Accelerator hat gezeigt, dass es für Startups in Schleswig-Holstein spannende Möglichkeiten gibt, den US-Markt kennenzulernen und Kontakte zu entwickeln. Die Programme des German Accelerator bieten Unterstützung und Coaching für Startups, die den Markteintritt in den USA planen. DiWiSH wird sich dafür einsetzen, dass diese Möglichkeiten noch bekannter werden und Startups aus unserer Region davon profitieren können.
Risikobereitschaft und Visionen
Eine wichtige Erkenntnis aus der Reise war, dass in den USA unternehmerische und wirtschaftliche Entscheidungen mit weniger Risikoangst und mehr Vision getroffen werden. Wir sollten uns in Schleswig-Holstein ermutigen lassen, mutiger zu sein und innovative Ideen voranzutreiben. DiWiSH wird sich dafür einsetzen, dass eine Kultur der Risikobereitschaft und Visionen in unserer Region gefördert wird.
Finanzmittel
Eine wichtige Erkenntnis war die Notwendigkeit von Finanzmitteln, Fördermitteln und/oder Venture Capital für die Entwicklung von innovativen Projekten und Startups. Schleswig-Holstein und allgemein Deutschland müssen ihre Bemühungen verstärken, um den Zugang zu Finanzmitteln zu verbessern. Die Bedeutung dieser finanziellen Unterstützung muss erkannt werden (bzw. ist auch schon bekannt). Es sollten in Schleswig-Holstein weitere entsprechende Maßnahmen ergriffen werden, um innovative Projekte und Startups erfolgreich voranzubringen.
Fazit
Die Delegationsreise war eine wertvolle Erfahrung für DiWiSH und hat uns gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir werden die gewonnenen Erkenntnisse nutzen, um die Digitale Wirtschaft in Schleswig-Holstein weiter voranzubringen und die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Politik zu stärken. Wir freuen uns darauf, den Prozess mit der Politik, dem NGIO und der WTSH, der Staatskanzlei und den Teilnehmern der Reise weiter zu verfolgen und zu gestalten.
Weitere Impressionen der Delegationsreise finden Sie in den folgenden Videos.