Multiple Krise belastet künftiges Digitalgeschäft
Ukraine-Krieg, explodierende Energiepreise und unterbrochene Lieferketten: Die aktuellen Herausforderungen für die Weltmärkte führen in der digitalen Wirtschaft in Deutschland zu Verunsicherung. Derzeit laufen die Geschäfte noch gut, allerdings blickt die Branche verhalten auf die zweite Jahreshälfte. Für 2022 erwartet der Digitalverband Bitkom für die Unternehmen der IT, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik ein Umsatzplus von 4,3 Prozent auf 189,4 Milliarden Euro. Das berichtet der Bitkom auf Basis aktueller Berechnungen. Im Juni 2022 beurteilten die ITK-Unternehmen ihre Geschäftslage insgesamt als sehr gut, wie Erhebungen von Bitkom und ifo Institut zeigen. Der Bitkom-ifo-Digitalindex, der das Geschäftsklima abbildet und sich aus der aktuellen Lage und den künftigen Erwartungen berechnet, stieg um 2,3 auf 22,8 Punkte – das entspricht dem Niveau von vor der Corona-Pandemie. Dass sich der Aufwärtstrend fortsetzt, glauben allerdings nur wenige Unternehmen. Dementsprechend notiert der Teilindex für die Erwartungen an die kommenden sechs Monate nur schwach im Plus (2,9 Punkte), das ist deutlich niedriger als in den Monaten vor Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine. „Die aktuelle Weltlage stürzt von einer Krise zur nächsten, und die entsprechenden Unsicherheiten verstärken sich gegenseitig. Die Corona-Lockdowns in China lassen die Lieferketten immer wieder reißen, der russische Angriffskrieg hat die Energiepreise explodieren lassen und die Inflation setzt Unternehmen und Haushalte gleichermaßen unter Druck“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Trotz der zunehmenden Unsicherheiten bleibt die Aufgabe bestehen, Wirtschaft und Verwaltung schnell und umfassend zu digitalisieren. Viele Unternehmen haben erkannt, wie herausragend wichtig eine resiliente IT in diesen Zeiten ist. War es in den ersten Jahren der Pandemie der Consumer-Bereich, wird das Branchenwachstum jetzt von Unternehmensinvestitionen getragen.“ Die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt setzt sich fort. Ende des Jahres werden voraussichtlich 1,3 Millionen Menschen in der ITK-Branche beschäftigt sein, gut 30.000 mehr als im Vorjahr.
Mehr Ausgaben für Forschung und Entwicklung, gelebte Homeoffice-Kultur
Die Bereitschaft, mit neuen Technologien zu experimentieren und in die Anwendung zu gehen, ist in der Digitalbranche nach Erhebungen von Bitkom und ifo Institut deutlich stärker ausgeprägt als in der Gesamtwirtschaft. Mehr als ein Drittel der ITK-Unternehmen (36 Prozent) will in diesem Jahr seine Investitionen in Forschung und Entwicklung steigern. In der Gesamtwirtschaft ist es nur etwa ein Sechstel (18 Prozent). Auch digitales und mobiles Arbeiten ist bei Digitalunternehmen überdurchschnittlich stark verbreitet. In der ITK-Branche arbeiten sechs von zehn Beschäftigten (61 Prozent) zumindest teilweise im Homeoffice, in der Gesamtwirtschaft ist es nur ein Viertel (25 Prozent). Die steigenden Energiepreise treffen Digitalunternehmen weniger stark. Die Ausgaben für Strom sind um ein Fünftel (19 Prozent) gestiegen, in der Gesamtwirtschaft um ein Drittel (34 Prozent).