Life Science Industrie: Startschuss für Talent-Offensive
Mit dem Aufbau von zwei Karriereforen für Studenten in Hamburg und Schleswig-Holstein, einer Online-Jobbörse sowie einer verstärkten Präsenz des norddeutschen Life Science Clusters auf nationalen und internationalen Recruiting-Messen wollen sich Hamburg und Schleswig-Holstein gemeinsam gegen den drohenden Fachkräftemangel im Norden stemmen.
Den Startschuss zu dieser Talent-Offensive im Schulterschluss mit der Wissenschaft und Unternehmen gab Schleswig-Holsteins Wissenschafts- und Wirtschaftsminister Jost de Jager am 30. November gemeinsam mit dem Geschäftsführer des Kieler Unternehmens Stryker Osteosynthesis, Tilo Carstens, sowie Norgenta-Geschäftsführerin Dr. Kathrin Adlkofer bei der IT-Firma c.a.r.u.s. in Norderstedt.
Drei Handlungsempfehlungen gegen den Fachkräftemangel
"Der steigende Fachkräftemangel kann sich zu einem erheblichen Innovations- und Wachstumshemmnis entwickeln. Wenn es uns nicht gelingt, die hellen Köpfe in den Norden zu holen und hier zu halten, sind die Zukunftsaussichten für viele Unternehmen düster", begründete de Jager die Offensive, die drei wesentliche Handlungsfelder hat:
- die Aufmerksamkeit von jungen Talenten für die Region wecken,
- das Angebot an Studiengängen und Qualifizierungsmaßnahmen erweitern
- und die Kooperation von Hochschulen und Industrie in ausgesuchten Projekten verstärken.
Hervorragende Standortbedingungen in SH und HH
Nach de Jagers Worten seien beide Länder in der Ausbildung und im Studium hervorragend aufgestellt und profitieren schon heute von der gemeinsamen Arbeit in den Life Sciences. "Ich möchte mit der Talentoffensive erreichen, dass sich mehr Jugendliche für die Life Sciences interessieren und nach erfolgreichem Studium für die Unternehmen in Life Science Nord tätig sein können oder zu eigenen Gründungen in der Region ermutigt werden", so der Minister.
Rund 300 Fachkräfte gesucht
Er erinnerte daran, dass Schleswig-Holstein und Hamburg mit rund 500 Unternehmen im Bereich Medizintechnik, Biotechnologie und Pharmazie international ausgewiesene Standorte dieser Branche seien und damit erheblich vom starken Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte betroffen sind. Allein in den Groß-Unternehmen der Medizintechnikbranche werden in beiden Ländern derzeit rund 300 Fachkräfte gesucht. Besonders nachgefragt sind Ingenieure (Fachrichtung u. a. Medizintechnik, Elektrotechnik), Biologen und Pharmazeuten, aber auch Marketingspezialisten und Betriebswirtschaftler. Nach Schätzungen der Bundesregierung fehlen in Deutschland im Bereich Gesundheit, Elektrotechnik und in den technisch-wissenschaftlichen Berufen insgesamt bereits 75.000 Fachkräfte, davon allein 41.000 Ingenieure.
Unterstützung der regionalen Branche
Die Projekte der Talent-Offensive dienen gezielt der Unterstützung der regionalen Branche. So sehen die Karriereforen eine Erweiterung der erfolgreich etablierten Studententagungen in Hamburg und Schleswig-Holstein vor. Bislang waren diese Veranstaltungen auf wissenschaftliche Präsentationen von Studenten aus den Life Science Studiengängen ausgerichtet. Zukünftig werden sie durch eine starke Präsenz von Unternehmen für den direkten Austausch der Wissenschaft mit der Industrie ergänzt. Beide Tagungen werden im Mai 2011 stattfinden. Diese Aktivitäten werden durch eine Online-Jobbörse flankiert, die im Gegensatz zu anderen internetgestützten Stellenmärkten ausschließlich auf die Branchen Medizintechnik, Biotechnologie und Pharmazie fokussiert. Das Angebot reicht von offenen Stellen und Praktika in der Industrie bis hin zu Diplomarbeiten, Masterarbeiten und Post-Doktoranden Stellen in der Akademie und in wissenschaftlichen Einrichtungen in Hamburg und Schleswig-Holstein. Die Jobbörse ist ab sofort online.
Demografischer Wandel als einer der Hauptgründe
Die Gründe für den Mangel an Fachkräften liegen im demografischen Wandel und der oftmals nicht bedarfsgerechten Ausbildung. "Besonders im Bereich Forschung und Entwicklung fehlt bundesweit der Nachwuchs und damit droht auch Schleswig-Holstein und Hamburg der Verlust von wertvollem Kapital", so Norgenta-Geschäftsführerin Kathrin Adlkofer, deren Agentur für die Entwicklung und Umsetzung der Offensive verantwortlich ist.
Studie zu den Berufsaussichten
Die industrieorientierte Ergänzung der Qualifizierung im Studium und in der Ausbildung sei erforderlich, um mit der internationalen Innovationsgeschwindigkeit unserer Branche mithalten zu können. Das belegt nach den Worten von Adlkofer auch eine aktuelle Studie des HWWI´ Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut, nach der die Berufsaussichten in den Life Sciences und insbesondere in der Medizintechnik als durchweg sehr positiv bewertet werden. Der Studie zufolge verzeichnete die Wachstumslokomotive Medizintechnik zwischen 1999 und 2007 im Norden einen Beschäftigungsanstieg von 43,3 %. Auch die Verbände der Branche prognostizieren eine unverändert hohe Nachfrage nach Medizinprodukten. So wurden 2008 medizinische Geräte und Instrumente mit einem Welthandelsvolumen von über 280 Milliarden US-Dollar produziert und abgesetzt. Mit konstanten Wachstumsraten von bis zu sechs Prozent in den Jahren 2005 bis 2008 ist die Branche schneller als der Welthandel mit Industrieprodukten allgemein gewachsen (Spectaris 2010).
Enge Zusammenarbeit mit der Industrie
Alle Projekte und Planungen der Offensive sind auf eine enge Zusammenarbeit mit der Industrie ausgerichtet. Tilo Carstens, Chef des für seine Personalarbeit mehrfach ausgezeichneten Unternehmens Stryker Osteosynthesis sieht in der Zusammenarbeit aller Akteure den entscheidenden Schritt: "Als global aufgestelltes Unternehmen der Medizintechnik mit einem großen Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern begrüßen wir die Talentoffensive der Länder sehr. Besonders die Bündelung von Ressourcen und Kompetenzen der Akteure wird uns deutliche Synergieeffekte bei der Akquise von Fachkräften bieten."
Weitere Informationen
http://www.life-science-nord.net/jobs
Quelle Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr