Sichere Videokonferenzen mit BigBlueButton
Dass Videokonferenzen zur Zeit unerlässlich sind – ob man sie nun mag oder nicht – ist völlig klar! Wie man sie datenschutzkonform und sicher durchführen kann, stellen wir Ihnen hier kurz vor.
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Videokonferenzen - Wichtiges zur aktuellen Rechtslage in Firmen und Schulen!
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Wie man Videokonferenzen datenschutzgerecht durchführt
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Was ist bei Videokonferenzservern organisatorisch und technisch zu beachten?
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Unser Angebot: BigBlueButton als Webservice oder auf eigener Hardware
Videokonferenzen – Wichtiges zur aktuellen Rechtslage in Firmen und Schulen!
Der Landesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (LfDI) Rheinland-Pfalz hat im Januar 2021 Schulen die Auflage erteilt, spätestens zum Ende des aktuellen Schulhalbjahres auf BigBlueButton umzusatteln. Die gesamte behördliche Stellungnahme können Sie hier einsehen. Einen Videokonferenzserver sicher und datenschutzkonform einzurichten ist also nicht ganz trivial! Was die Verantwortlichen und die IT-Abteilung dabei beachten müssen, haben wir weiter unten bei “Was ist bei Videokonferenzservern organisatorisch und technisch zu beachten?” näher ausgeführt.
Wie man Videokonferenzen datenschutzgerecht durchführt
Was ist bei Videokonferenzservern organisatorisch und technisch zu beachten?
Dieses Kapitel richtet sich an die IT-Verantwortlichen und Informatiker unter Ihnen. Ohne zu sehr ins technische Detail zu gehen, wollen wir kurz auflisten, was man bei der Konfiguration eigener Videokonferenzserver beachten muss – sowohl für allgemeine Videokonferenzsysteme wie auch für BigBlueButton im Speziellen.
Organisatorisch ist zu beachten:
BigBlueButton bringt die Besonderheit mit sich, dass es nur auf Ubuntu 16.04 funktioniert. Der Nachteil der vollkommenen Unflexibilität bringt dafür den Vorteil der reibungslosen und 100% aufeinander abgestimmten Konfiguration. Daher fiel uns die Installation von BigBlueButton, obwohl wir ansonsten alle unsere Server aus Gründen der verstärkten Sicherheit und Netzwerkstabilität auf FreeBSD Unix laufen lassen, recht leicht.
Da ein Videokonferenzserver auch ein Webserver ist, muss ein Impressum und eine Datenschutzerklärung bestehen. Dort müssen für die Bereitstellung des Konferenzsystems alle üblichen Punkte aufgeführt werden. Dazu gehören Nennung der Verantwortlichen, Zweck und Rechtsgrundlage der Datenverarbeitung, Speicherung und Empfänger der Daten sowie Rechte der Betroffenen.
Ebenso müssen die Logdateien des Backends so konfiguriert sein, dass sie regelmäßig gelöscht werden (Datenschützer streiten sich immer noch, was eine gerechtfertigte Aufbewahrungsfrist ist – mit einer Logrotation von 5 Tagen macht man jedenfalls nichts verkehrt). Bei BigBlueButton ist das einigermaßen kompliziert, da BigBlueButton eine Ansammlung von vielen verschiedenen Open-Source-Systemen ist. Neben den nginx bzw. Apache Logs gibt es noch verschiedene Logdateien von BigBlueButton selbst sowie von Red5 und Kurento. Auch bei Servern hinter einer NAT muss man die entsprechenden Dienste anpassen.
Technisch ist zu beachten:
Natürlich gelten alle Standardmaßnahmen zur datenschutzgerechten Konfiguration und sicheren Installation für Server auch hier: Die Zutrittssicherung zur Hardware muss gewährleistet sein, ein Berechtigungskonzept durch Passwörter oder Zertifikate für den Serverzugriff. Die Firewall kann mit dem Kommando ufw sehr einfach eingerichtet werden. Sollte der Server im Hosting sein, ist ein Auftragsverarbeitungsvertrag notwendig.
Für alle Videokonferenzserver, unabhängig ob BigBlueButton oder nicht, gilt außerdem: Damit Teilnehmer hinter einer Firewall auch in einer Videokonferenz teilnehmen können, muss ein Turn-/Stun-Server eingerichtet werden! Das hat den Grund, dass viele Firmenfirewalls aus den stärker geschützten Firmenbereichen (z.B. in den Systemen von Forschung und Entwicklung oder auf der Managementebene) UDP-Adressbereiche aus Sicherheitsgründen sperren. Hier müssen die Übertragungsdaten für die Videokonferenz per TCP an den Turn-/Stun-Server geschickt werden, welcher die Daten dann per UDP an den Videkonferenzserver weiterleitet.
Bei der Aktivierung der SSL-Verschlüsselung darf man nicht vergessen, neben nginx bzw. Apache auch Freeswitch auf SSL umzuschalten, um die sichere (d.h. verschlüsselte) Datenübertragung zu gewährleisten.
Für das Ressourcen-Monitoring kann man seinen Server ins Nagios- oder Icinga-Monitoring einbinden oder mit dem Standardtool der Debian-Derivate sysstat mittels des sar-Befehls lokales Monitoring betreiben. Darüber hinaus gibt es bei BigBlueButton auch eine Schnittstelle zu Prometheus für detaillierte Analysen und Statistiken.
Der Autor
Georg Rasch ist seit 2010 Datenschutzbeauftrager und IT-Sicherheitsberater. Nach seinem Mathematikstudium arbeitete er zunächst als Informatiker an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. 2014 hat er die DSS IT Security GmbH in Kiel gegründet und ist seitdem als ihr Geschäftsführer tätig.
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