Ökologisch, ökonomisch, sozial: visuellverstehen veröffentlicht Buch über Gemeinwohl-Ökonomie
Im März 2023 hat die Digitalagentur visuellverstehen ihre zweite Gemeinwohl-Bilanzierung abgeschlossen. Ihre Erfahrungen teilt sie nun in einem Buch, das am 7. Dezember im oekom-Verlag erschienen ist. Darin enthalten sind 26 praktische Tipps für den Arbeitsalltag, die zwar keine Blaupause darstellen, aber für viele andere Unternehmen adaptierbar sind und einen interessanten Einblick hinter die Kulissen der Digitalagentur gewähren.
In den jeweils zwei Jahre andauernden Bilanzierungsprozessen sind immer wieder Möglichkeiten der Optimierung offengelegt und umgesetzt worden und mittlerweile berät visuellverstehen Kund*innen zu dem Konzept und begleitet Firmen auf ihrem eigenen Weg in die Gemeinwohl-Ökonomie.
Was ist die GWÖ und welche Überzeugung steht dahinter?
Die Gemeinwohl-Ökonomie – kurz GWÖ – ist ein alternatives Wirtschaftssystem. Ein nachhaltiges
Konzept, das auf den Werten Menschenwürde, ökologische Verantwortung, Solidarität, soziale Gerechtigkeit, demokratische Mitbestimmung und Transparenz aufbaut und dadurch alle Säulen der Nachhaltigkeit (ökologisch, ökonomisch und sozial) integriert. Das Ziel: eine ethische Wirtschaftskultur, die ein gutes Leben für alle ermöglicht.
Dahinter steht die Überzeugung, dass die drängenden Herausforderungen unserer Zeit – von der Ressourcenknappheit über die Klimakrise, vom Verlust der Artenvielfalt bis hin zur immer größer werdenden Kluft zwischen Arm und Reich – Folgen des Kapitalismus sind und nur ganzheitlich und systemisch zu lösen sind. Eine gesellschaftliche Transformation ist nicht nur erstrebenswert, sie ist alternativlos und die Gemeinwohl-Ökonomie ein möglicher Weg in die Zukunft.
GWÖ: Geschichte und Entwicklung
Das ethische Wirtschaftsmodell GWÖ wurde erstmals 2010 in Christian Felbers Buch „Die Gemeinwohl-Ökonomie“ vorgestellt und hat seitdem wachsende Aufmerksamkeit und Anerkennung gefunden. Der Gedanke, die Wirtschaft an höheren Werten wie Menschenwürde, Solidarität und Nachhaltigkeit auszurichten, anstatt rein auf Profitmaximierung, ist aktueller denn je. Mehr als 2.300 Unternehmen haben bereits GWÖ-Bilanzen erstellt, die ihre Leistungen bezüglich dieser Werte bewerten. Dies führt zu einer ethischen Organisationsentwicklung und stärkerer Selbstreflexion innerhalb der Unternehmen.
GWÖ und Digitalagentur – wie passt das zusammen?
Seit der Gründung von visuellverstehen im Jahre 2012 wurde bei jeder Entscheidung immer auch
auf ethische und ökologische Überlegungen geschaut. Elf Jahre später zählt das Unternehmen 30 Beschäftigte – ein Beleg dafür, dass eine solche Philosophie keinen wirtschaftlichen Stillstand bedeuten muss. Mit den Theorien der Gemeinwohl-Ökonomie fand das mehr oder minder intuitive Verhalten ein Gerüst. Die Bemühungen wurden messbar und es wurde deutlich, an welchen Schrauben noch gedreht werden könnte.
Durch die Bilanzierung wurde umgekehrt auch deutlich, was schon alles gut lief. Und so ist das Buch mit den 26 Tipps entstanden. Denn diese sind immer mit einem Vermerk gekennzeichnet, auf welche Kriterien der Gemeinwohlökonomie die Maßnahme einspielt. Unter den Tipps sind daher gänzlich neue Ansätze, aber auch Dinge, die schon vor der ersten Bilanzierung genauso gehandhabt wurden.
Überblick über die Themen der 26 Tipps von A bis Z
1. Agiles arbeiten
2. Barrieren abbauen
3. Culture & People
4. Diversität ermöglichen
5. Effektive Klimaschutzstrategie entwickeln
6. Förderung von Talenten
7. Gerechtigkeit und Solidarität sichern
8. Hunger und Durst stillen
9. Individuelle Bedürfnisse berücksichtigen
10. Jubiläen und andere Feiern
11. Kooperationen statt Konkurrenz
12. Lieferketten prüfen
13. Menschenwürde achten
14. Nachhaltigkeit vorleben
15. Open friday und Co.
16. Pro-bono-arbeiten
17. Qualität sichern
18. Regionalität unterstützen
19. Stärken stärken
20. Teambonus
21. Unabhängig bleiben
22. vv ist überall
23. Wachstum mit Augenmaß
24. X-Ray-Vision aneignen
25. Yamens Weg
26. Zusammen entscheiden
Warum ist das für die digitale Wirtschaft interessant? Drei gute Beispiele
Viele der Tipps aus dem Buch „Gemeinwohl von A bis Z“ sind direkt auf die digitale Wirtschaft anwendbar. Im Folgenden möchten wir auf drei von ihnen eingehen, die wir als besonders wichtig erachten.
Förderung von Talenten
Ohne Nachwuchs geht es nicht – diese Regel gilt in allen Branchen und Arbeitsbereichen. In der Gemeinwohl-Matrix punktet man durch die Förderung von Talenten im Bereich E2.2. Der Name der Kategorie lautet „Freiwillige Beiträge zur Stärkung des Gemeinwesens.“ Während bei visuellverstehen Talente durch Praktika, Ausbildungen und Werkstudien weiterentwickelt werden, arbeitet das Cluster DiWiSH eng mit den Hochschulen des Landes zusammen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und Themen wie Softwareentwicklung, Breitbandausbau, Unternehmensgründungen und viele mehr voranzutreiben. Immer mit dem großen Ziel vor Augen: die digitale Wirtschaft in Schleswig-Holstein zu stärken.
Kooperationen statt Konkurrenz
Ein weiterer wichtiger Punkt der Gemeinwohl-Matrix ist die Kategorie D2.1: Kooperation mit Mitunternehmen. Im Buch wird beschrieben, wie durch Fachtreen und anderweitige Vernetzungen Wissen geteilt wird und durch den Austausch Synergien entstehen. Und das ist schließlich auch die grundlegende Idee hinter der DiWiSH. In unserem Netzwerk finden Veranstaltungen statt, Fachgruppen treen sich und Dienstleistungen fördern den Know-how-Transfer.
Regionalität unterstützen
Beim Thema Regionalität stehen bei visuellverstehen ökologisches Bewusstsein, soziale Verantwortung und Solidarität im Vordergrund. Es geht – wie auch bei der DiWiSH – darum, die Region zu stärken und zu fördern. Produkte und Dienstleistungen sollten, so oft es nur geht, regional oder besser noch lokal verankert sein. Nicht nur, um Transportwege einzusparen und auf lange Lieferketten zu verzichten, sondern auch um den Wirtschaftsstandort an sich zu festigen. Und mit ihm auch die mehr als 240 kleinen und mittelständischen Unternehmen der IT-, Medien- und Designwirtschaft, die sich unter dem Mantel der DiWiSH versammelt haben.
Das Buch ist seit dem 7. Dezember 2023 erhältlich und kann im lokalen Buchhandel oder direkt beim oekom-Verlag bestellt werden.
Weitere Infos gibt es hier auf der Seite von visuellverstehen.
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