Die Stunde der Umdenker: Marketing trotz Corona
Die Zeit der Schockstarre ist vorbei. Erste Unternehmen beweisen, wie sie dank cleverer Marketing-Strategien trotz Lock-down, Schließungen und Kontaktsperren Oberwasser behalten. Eine gute Internetpräsenz ist ein wichtiger Anfang. Doch längst nicht die einzige Möglichkeit, in Krisenzeiten relevant zu bleiben.
Unternehmenskommunikation
Die Website als digitales Schaufenster von Unternehmen gewinnt noch mehr an Bedeutung. Sie ist derzeit der wichtigste – teilweise sogar der einzige – Touchpoint für Kunden. Unternehmen sollten sich daher im Web von ihrer besten Seite zeigen.
Die meisten Geschäfte haben zurzeit geänderte Öffnungszeiten. Diese sollten unbedingt auf den ersten Blick im Netz zu finden sein. Dazu benötigen Unternehmen einen Google-Business-Account. Weitere Handlungsfelder sind die Digitalisierung von allen Prozessen bei denen derzeit noch Pdf-Formulare eingesetzt werden. Dabei bitte nicht vergessen: Anforderungen an Datenschutz-Regeln, Barrierefreiheit und genderneutrale Ansprache gelten auch in Corona-Zeiten.
Personalmarketing
Viele Branchen suchen nach wie vor Personal. Bei einigen ist der Bedarf sogar gestiegen. Ein komplett digitalisierter Bewerbungsprozess erleichtert die Suche. Kurzpräsentationen oder Filme sorgen auf der Karriere-Website für einen sympathischen ersten Eindruck. Gut funktionierende Konferenztechnik ist für Bewerbungsgespräche unerlässlich.
Die interne Kommunikation hat in Krisenzeiten eine enorme Bedeutung. Sind alle Mitarbeiter über interne Kommunikationskanäle schnell und jederzeit (auch zu Hause) erreichbar? Gibt es klare Kommunikationsstrukturen? Sind alle Mitarbeiter über Veränderungen im Geschäftsbetrieb informiert? Unzureichende Informationen sorgen für „Flurfunk“ und Gerüchte.
Hygiene am Arbeitsplatz ist auf einmal ein Arbeitgebervorteil. Wer seiner Zeit voraus sein will setzt schon jetzt Maßstäbe – zum Beispiel mit gebrandeten Atemschutzmasken.
Verkaufsförderung
In der Verkaufsförderung sind die Einschnitte zurzeit am tiefgreifendsten. Messepräsenzen sind in den nächsten Monaten mehr als fraglich. Jetzt sind Alternativen gefragt, um den Kontakt zum Fachpublikum nicht abreißen zu lassen. Webinare, virtuelle Produktpräsentationen aber auch das gute alte Mailing und überzeugende Produktkataloge sind Möglichkeiten, weiterhin zu informieren.
Kampagnen
Ist die zu bewerbende Dienstleistung oder das Produkt zurzeit nicht erhältlich machen Kampagnen keinen Sinn. Für alle anderen Fälle gilt: Das Werbemedium macht den Unterschied. Out-of-home-Medien verlieren aufgrund der geringeren Kontaktzahlen derzeit an Bedeutung. Auch das Kino ist aktuell als Werbemedium uninteressant. Gewinner sind Nachrichtenmedien, digitale Medien und soziale Medien.
Kundenbindung
Kundenbindung lebt vom persönlichen Kontakt. Doch in Zeiten von social distancing fallen Kundenveranstaltungen auf unbestimmte Zeit aus. Der routinemäßige Vertriebsbesuch findet maximal nur noch digital statt. Auch Promotion-Aktivitäten erleben eine Flaute. Gut gemachte Newsletter und Kundenmailings sorgen dafür, dass das Unternehmen nicht in Vergessenheit gerät. Besonders persönlich sind Unternehmens-Podcasts sowie Lifestreams und Webinare. Sie kommen am ehesten an den echten menschlichen Kontakt heran.
Handelsmarketing
Der Handel als einziger Absatzkanal kann aktuell fatale Folgen haben, wenn dieser zurzeit geschlossen ist. Umso wichtiger sind E-Commerce-Angebote oder das Angebot von Abhol- und Lieferservices. Wer mit spontaner Kreativität das Beste aus der Situation macht gewinnt Kundenherzen. Eine Brauerei kurbelte den Absatz von Bierkästen beispielsweise dadurch an, dass sie jeweils eine Rolle Toilettenpapier als kostenlose Zugabe spendierte.
Reputation Management
Krisenzeiten sind hervorragend dazu geeignet, sich das öffentliche Ansehen zu polieren. Melitta erkannte die Gunst der Stunde und stellte die Kaffeefilter-Produktion auf die Herstellung von Atemmasken um. Adidas dagegen fügte dem Unternehmen durch die Ankündigung, keine Mieten mehr zu zahlen, großen Schaden zu. Clevere Dienstleistungen, Flexibilität aber auch Engagement gegen Virusbekämpfung punkten. Auch Nachhaltigkeit ist weiterhin ein Thema mit dem Unternehmen positiv auffallen können.
Investor Relations
Es ist richtig und wichtig, zu erwartende Umsatzrückgänge und drohende Gewinneinbrüche bzw. Verlustprognosen offen zu kommunizieren. Es ist aber auch wichtig, Weitblick zu beweisen und sich auf die Zeit nach Corona vorzubereiten. Dazu gehören eine stärkere Dynamik im Bereich der Digitalisierung, Veränderung von Vertriebswegen, Anpassung der Kommunikation, Veränderung des Produktportfolios und eine Anpassung der Kostenstrukturen.
Der Autor
Sören ist Geschäftsführer von New Communication. Der studierte Betriebswirt ist immer auf der Jagd nach neuen Herausforderungen. Wenn er die in der Gegenwart nicht findet, sucht er sie in der Zukunft – in Form von Trends, die die Marketing-Welt bewegen. Und weil Zeitreisen für Sören nicht genügen, überrascht er im Anschluss die gesamte Belegschaft mit Stunt-Training. Ehrensache, dass wir auch dort für ihn durchs Feuer gehen.
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